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Date: 2010-10-01
Filmtip "Todespolka" oder "Wollt ihr die totale Sieglinde?"
Obgleich zur Wahl in Wien passend (nicht nur) ist "Todespolka" in Österreich bisher unbekannt. Dabei haben Michael Pfeifenberger und Stephan Demmelbauer mit dem Film eine trashige Parabel auf spießbürgerliche Heuchelei, Vorurteile und dem Wunsch nach dem starken "Führer" geschaffen.
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"Wir lassen uns von Brüssel nichts mehr verbieten" - wer hat diesen markigen Spruch noch nicht gehört, der stets verlautbart wird, wenn "die da drüben" wieder etwas beschließen, mit dem man im eigenen Land nichts anfangen kann?
Daher stoßen im Film die Wahlparolen der Partei rund um Sieglinde Führer auch durchaus auf Wohlwollen in der idyllischen Nachbarschaft, die in "Todespolka" für ein paar Menschen zur Todesfalle wird. Die charismatische Sieglinde, dargestellt von der deutsch-jüdischen (!) Schauspielerin Tamara Stern, nutzt bierselige Gemütlichkeit um im Dirndl die Parolen an den Mann zu bringen, gerade jetzt im Wahlkampf allzu aktuell klingen:
"Säubern wir das Land.
Arbeitlager für kriminelle Ausländer und pädophile Kinderschänder."
tönt Sieglinde und Demmelbauer und Pfeifenberger scheuen auch nicht davor zurück, das bekannte "Ich habe einen Traum" ins Gegenteil zu verkehren, Dr Sieglinde Führer ihre Allmachtsphantasien für ein "sauberes Österreich" entwickelt. Eben jenes Österreich, das den Euro abgeschafft und sich von der EU abgespalten hat)
Wie eine Prostituierte, ein geistig Behinderter sowie zwei Studenten durch Gewalt, Vorurteile und unterdrückte Komplexe ihren Tod finden ist Trashkino erster Güte, das auch vor Geschmacklosigkeiten nicht zurückschreckt, dabei einen erschreckenden Blick auf die ordnungsliebende Spießbürgerschaft wirft, die (inclusive grenzdebiler Polizei) ihre eigenen Probleme auf Andersartige projiziert und sich ihre eigenen Regeln schafft damit es in ihrer Umgebung "schön ist".
"Ich sehe den Film über unser Land, das genauso gut jedes andere Land sein könnte, gar nicht so vordergründig politisch." sagt Stephan Demmelbauer. "Es geht vielmehr um die Fernwirkung politischen Handelns auf das leben einzelner Menschen, die Populisten gar nicht zur Kenntnis nehmen können oder wollen.[...]Was Politiker bei Wahlveranstaltungen in die Menge werfen, um Stimmung zu machen, kann im rechten Moment zu roher Gewalt führen. Dies in aller Radikalität verständlich zu machen, auch einem massenpublikum, war das Anliegen des Projektes "Todespolka"."
Kur vor den Big Brother Awards und der Wahlen in Wien durchaus (noch einmal) sehenswert.
Links:
Blognews zu "Todespolka" bei Telepolis:
http://www.heise.de/tp/blogs/5/147702
Offizielle Homepage:
http://www.demmelbauerfilm.com/projekte/todespolka.html
Trailer bei Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=7EZmf1t4n00
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edited by Twister
published on: 2010-10-01
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