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Date: 2002-01-29

Lebt doch: Der Kult der Toten Kuh


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Nachdem es allzu lange ruhig war und manche bereits dachten, der Kult der
Toten Kuh sei dem Schicksal aller US-Hackergruppen, nämlich der
Kurzlebigkeit, anheim gefallen - soll Peek a Booty doch das Licht der IT-Welt
erblicken.

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[...]
Im Frühjahr letzten Jahres kündigte cDc an, im Rahmen der DefCon, einst
eine reine "Hacker-Konferenz", heute auf dem Weg zum Mainstream, eine
Software vorstellen zu wollen, vor der Sicherheitsbehörden und Regierungen
in aller Welt, aber auch die Entertainment-Industrie zittern sollten: Peek a
Booty. Gemeint war die Software als Gegenwehr gegen Zensur, als Weg zu
einem freien Informationszugang in LÄndern, wo dieser eingeschränkt ist.
Aber Peek a Booty sollte noch mehr können.

Ein Browser sollte das werden, der auf die Infrastruktur des Internets ein
garantiert abhör- und zensurresistentes Netzwerk aufsetzen sollte. Wow!,
raunte die Gemeinde - und wartete gespannt. Doch die angekündigte
Präsentation fand nie statt.
[...]
Denn wieder steht Peek a Booty auf der Agenda eines Hackerkongresses:
Der nennt sich "CodeCon 2002", ist funkelnagelneu und wird erstmals vom
15. bis 17. Februar stattfinden, in "Frisco" natürlich. Heiße Luft, versichert
Organisator Bram Cohen, ist diesmal nicht zu erwarten: Die CodeCon soll ein
echter Hackerkongress werden, kein Szenetreff, keine Quasselveranstaltung.
Wer hier etwas vorstellen will, muss Tacheles reden: Theoretische Exkurse
sind verboten, alles muss gezeigt, präsentiert und demonstriert werden.

[...]

An Platz eins der angekündigten Präsentationen: "Drunken Master" und
"Joey DeVilla" von cDc führen Peek a Booty vor. Wow!, raunt die Gemeinde.

Was cDc hier entwickelt haben, ist formell nichts anderes als ein P2P-
Netzwerk nach dem Baumuster von Gnutella oder Grokster: Verteilt, ohne
zentralen Server. Doch Peek a Booty geht weiter: Innerhalb des Netzwerkes
sollen Daten - wie im Internet üblich - als Pakete verschickt werden. Anders
als bei anderen Protokollen folgen diese Datenpakete aber keinem wie auch
immer definierten "günstigen Routing". Stattdessen sollen die einzelnen
Pakete - wenn möglich - alle verschiedenen Routen folgen: Ein Alptraum für
Abhörer und alle, die versuchen, jemanden im Netzwerk zu orten.

Doch das ist Zukunftsmusik, gibt cDc zu, diese Technik des "Internet Spread
Spectrum" ist noch nicht ausgereift.

Bis dahin aber hat Peek a Booty immerhin eine Standard-Verschlüsselung
zu bieten: "Abhörer" bekommen gar nicht mit, was für Dateifragmente da
durchs Netz gejagt werden. Zum Leistungsspektrum der Software sollen
zudem Eigenschaften zählen, die Peek a Booty zu recht die Bezeichnung
"Browser" einbringen: Auch das Web soll man damit durchsurfen können -
zum Beispiel von einem unter strenger Zensur leidenden Land aus. Dass der
verschlüsselte Zugang zu Mail-Accounts über mehrere anonyme "Vermittler"
aktuelle Trends in Sachen E-Mail-Überwachung auch in der westlichen Welt
unterläuft, braucht man kaum mehr zu erwähnen.

Peek a Booty wird "sicher" (aus User-Perspektive) erst dann funktionieren,
wenn genügend Nutzer im Netzwerk miteinander verbunden sind. Sieht man
die Nutzerzahlen von KaZaA, Morpheus, Grokster, Limewire und Co, dürfte
das wohl kaum ein Problem darstellen. Abmahnungen an User, wie sie
angeblich T-Online wegen Downloads illegaler Inhalte an P2P-Dienst-Nutzer
verschickt hat, wird es dann auch nicht mehr geben - selbst die ISPs
bekommen nicht mehr mit, was über ihre Leitungen verbreitet wird. Mit Peek
a Booty schreitet ein Prozess in Richtung totaler Kontrollverlust fort, der mit
P2P-Börsen begann.

[..]

Doch auch davor dürfte kaum jemand zittern: Bei aller, von "Wired" so
publikumswirksam abgestraften Verspätung kommen Cult of the Dead Cow
mit Peek a Booty doch Monate früher als alle denkbaren Gegenmaßnahmen.
P2P- und Hackerszene haben weiter die Nase vorn. Wenn cDc die für
manche bedrohlichen, für andere verheißungsvollen Versprechungen diesmal
einlösen kann.

Mehr
http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,179652,00.html
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edited by Harkank
published on: 2002-01-29
comments to office@quintessenz.at
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