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Date: 2000-10-02

Internet, IOC, Copyright, Mafia & Softdrinks


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Anton Waldt resümiert

[praescrypt: Dieser Text wird in de:bug geprintet]

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Das Internationale Olympische Komitte [IOC] hat bei den
Spielen von Sydney vorexerziert, wie Copyrights im Netz
eingehalten werden könnten und damit gleichzeitig gezeigt,
dass durch diese regide Kontrollen Online-Ereignisse
verhindert werden. So ist der Versuch des IOC aus Sydney
die ersten Netzspiele zu machen vor allem an den eigenen
strengen Auflagen gescheitert, wobei die Intensität und
Unnachgiebigkeit der Kontrollen zur Einhaltung dieser
Auflagen das Gebaren der Musikindustrie als Kleinkinder-
Gefuchtel mit der Sandkastenschaufel erscheinen lassen.
Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, wer sämtliche
Darstellungs- und Verwertungsparameter der Spiele
kontrolliert, wurden im Vorfeld 1.800 Site-Betreiber in den
USA verklagt, bzw. abgemahnt, die im Zusammenhang mit
den kommenden Winterspielen in Salt Lake City
unauthorisiert die Begriffe "olympisch" und "Olympiade"
verwendet hatten. Im Netz wurde dann während der Spiele in
Sydney mit einem enormen Schnüffelaufwand, an dem
mehrere Spezialfirmen beteiligt waren, jedes Bild, jeder
Videostream und jedes unauthorisiert wiedergegebene
Ergebnis gefunden und abgemahnt.

Sofdrinks Der digitale Würgegriff wurde ähnlich hart
angewandt, wie die analogen Kontrollen in den Arenen:
Zuschauer, die es wagten mit einer Pepsi-Dose -
Teufelszeug!!! - die heiligen Wettkampfstätten zu besuchen,
wurden abgewiesen. Entweder der böse Softdrink landet in
der Kiste mit den Butterflymessern und den Uzis oder der
Kartenbesitzer blieb draussen. "Produkte von Herstellern, die
keine Olympia-Sponsoren sind, sind nicht erlaubt - dafür
bezahlen die Sponsoren soviel Geld", erklärte ein Sprecher
des Organisationskomitees von Sydney [SOCOG]. Auch
Technologie-Sponsor IBM machte sein Recht als Geldgeber
geltend: Demnach mussten alle Logos auf Laptops, die nicht
von IBM waren, in den Arenen mit Klebeband unkenntlicht
gemacht werden. Auf das Netz übertragen hiess das, dass
ausser NBC keine Fernsehstation, die Auststrahlungsrechte
erworben hatte, Video- oder Audiostreams über ihre eigenen
Sites bieten durfte. Die Verträge des IOC sind dabei so
deutlich und unfreundlich gehalten, dass nur wenige TV-
Anstalten abgemahnt werden mussten. Diese Fälle sind laut
IOC auf "Missverständnisse" zurückzuführen und ließen sich
schnell klären. Neben den TV-Sendern haben sich nach den
Angaben der IOC-Webpatrouille kaum Sitebetreiber mit
Streams ins Netz getraut, der Ruf des IOC als übler
Motherfucker tat seine Schuldigkeit. Gefunden wurden die
Dilquenten mit Agenturen wie der Kasseler Firma Cobion [Bis
vor kurzem noch Only Solutions], die angeblich eine
Bilderkennungsoftware entwickelt hat, die das ganze [!] Netz
nach Bildern und Logos absucht und nach eigenen Angaben
daran arbeitet, das Verfahren auf bewegte Bilder zu
übertragen, so dass zukünftig beispielsweise gezielt nach
bestimmten Schauspielern gesucht werden kann. Ob die
Technologie ein Amenmärchen für Investoren ist und eine
Heerschar von Studenten die Hauptarbeit des Suchjobs
erledigt, ist dabei zunächst irrelevant. Das Ergebnis von
Feinsiebung, agilen Anwälten und einem fiesen Ruf zeigte
Wirkung.

Boxen und Pageviews In diesem gesäuberten Netzumfeld
konnten das IOC und IBM auf jeden Fall in Ruhe
ausprobieren, wie die offizielle Site zu verwerten war - auch
wenn es dort natürlich ebenfalls keine Audio- oder Video-
Streams gab. Die angegebenen Zugriffszahlen deuten auf
einen Onlien-Rekord hin, sind aber in sich so unschlüssig,
dass den Angaben eigentlich nicht zu trauen ist. So wurden
die vermeintlichen neun Milliarden Seitenaufrufe angeblich
von 15 Millionen verschiedenen Besuchern
zusammengesurft, jeder Besucher hätte demnach im Laufe
von zwei Wochen etwa 600 Seiten aufrufen müssen. Auch
wenn man Gafur Rakhimov, höchster Boxfunktionär des IOC,
dem die Einreise nach Australien verweigert wurde, weil
seine internationalen Mafia-Dossiers zu dick sind, wirklich
als schwarzes Schaf ansieht, ist den Olympia-Managern
wohl angesichts dieser Zahlen noch genug
Manipulationswillen zu unterstellen. Das offizielle IOC-Fazit
lautet jedenfalls, dass das Netz offensichtlich noch nicht reif
für eine echte Konkurrenz zum Fernsehen ist. Umgelegt auf
die Musik- und Filmindustrie bedeutet dies schlicht, dass zu
rigide Kontrollen im Netz auch wenn sie wie bei einem
begrenzten Ereignis wie Olympia durchführbar sind, auch die
Möglichkeiten des Netzes als Werbe- und Hypefaktor
zunichte machen. Demnach sollten sich Urheber-Fanatiker
aus dem Netz entweder fern halten oder ihre Prinzipien über
Bord werfen.







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edited by Harkank
published on: 2000-10-02
comments to office@quintessenz.at
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