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Date: 2001-03-12
Schroeckliche Moritat vom Kyber/krieg
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Es ist kein Wunder dass in diesem Artikel dieser Satz
vorkommt: "Vor allem für Terroristen bietet das Internet
geradezu perfekte Arbeitsbedingungen." Huch - schon wieder
der Osama Bin Laden und ein Artikel, der keine Hype der
gesetzlich ermächtigten US-Spooks der letzten Jahre
ausläßt. Wenn die von den Internet-Terroristen ruchlos
manipulierten Intercitys ineinander rauschen - na bumsti!
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relayed by <atoth@berlin.ccc.de>
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Der Flugzeugträger "Truman" ist in Stellung gegangen, die
Kampfjets lassen ihre Düsen aufheulen. Einsatzziel der 5.
US-Flotte ist das Hauptquartier islamistischer Terroristen
hoch in den Bergen Afghanistans. Da klingelt im Weißen
Haus das Telefon. Der Angriff müsse sofort gestoppt werden,
verlangt der Anrufer und droht mit Vergeltung. Präsident
George Bush bleibt hart. Der erste Düsenjet hebt ab.
Minuten später meldet Boston einen unerklärlichen
Stromausfall, kurz darauf Chicago, dann Detroit. 3000
Kilometer weiter westlich explodiert in Beverly Hills eine
Versorgungsgasleitung und legt ein ganzes Stadtviertel in
Schutt und Asche.
Wieder schrillt das Telefon im Oval Office, wieder drohen die
Islamisten, wichtige Rechner zu manipulieren. Als kurz
darauf die erste Rakete im Lager der Terroristen einschlägt,
spielen die Monitore an der Wall Street verrückt.
...
Eine Viertelstunde später stoßen zwischen Washington und
Philadelphia zwei Züge frontal zusammen. Eine Weiche,
gesteuert von einem zentralen Leitsystem, war nicht
umgesprungen. Der Fernsehsender CNN sendet Bilder vom
Unglücksort - bis plötzlich der Bildschirm schwarz wird. Der
TV-Satellit ist ausgefallen.
So sieht die Zukunft des Krieges aus, jedenfalls in den
Szenarien, die amerikanischen Militärs derzeit durchspielen.
"Cyberwar" heißt das Stichwort für die Planspiele, die sich
wie die Vorlage für einen Science-Fiction-Krimi lesen und
doch nach Einschätzung der Spezialisten im Pentagon
schon morgen Wirklichkeit sein können.
Die westlichen Industrienationen hat die Angst vor der @-
Bombe befallen. Denn die Welt des Internet hat nicht nur die
herkömmliche Art des Wirtschaftens revolutioniert, die
Vernetzung aller mit allen setzt auch die traditionellen Regeln
außer Kraft, nach denen bislang die nationale Sicherheit
organisiert wurde.
...
Mehr noch: Der Cyberkrieg ist mit geringem Aufwand von
beinah jedem Ort der Welt aus zu führen, vor allem für
Terroristen bietet das Internet geradezu perfekte
Arbeitsbedingungen.
Mussten Fanatiker sich bislang auf einem streng
beobachteten Markt Sprengstoff, Maschinengewehre oder
Granaten beschaffen, genügt im Zeitalter des World Wide
Web ein Laptop als Waffe. Statt Soldaten in Tarnanzügen
schlüpfen heute digitale Armeen aus Bits durch Datenkanäle
und nisten sich unbemerkt in PC und Servern ein. Per
Mausklick pflanzen sie sich fort und dringen binnen
Sekunden über die Bahnen des Internet in alle
angeschlossenen Netzwerke vor, mit enormer
Zerstörungskraft.
Die Warnungen vor einem "elektronischen Pearl Harbor"
haben nun auch die neue US-Regierung auf den Plan
gerufen. Präsident Bush und sein Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld, ohnehin ein großer Fan der Hightech-
Kriegsführung, wollen für das Internet einen gigantischen
Schutzschild schaffen, der sowohl private als auch staatliche
Netzwerke gegen Angriffe abschirmt.
Geschätzte 30 Milliarden Dollar könnte ein solches
Programm kosten, mit dem die USA ein Pendant schaffen
wollen zu dem umstrittenen Raketenabwehrsystem National
Missile Defense, das aus dem All den Schutz vor Attacken
gewährleisten soll.
Geplant ist die Einführung eines übergreifenden
Kontrollsystems, an dem alle gefährdeten Behörden und
Unternehmen angeschlossen sind. Denn im Web-Zeitalter
genügt es längst nicht mehr, jedes Computersystem einzeln
zu schützen. Wer in Zukunft einen US-Killersatelliten
abschalten will, muss nicht mehr in die Steuerzentrale des
Pentagon eindringen. Schon eine kleine Manipulation an den
Datensätzen der Zulieferfirmen, die Teile der Software
herstellen, hätte weit reichende Folgen.
Nur mit einer einheitlichen, von allen Unternehmen und
Behörden installierten Sicherheitsnorm können Lecks schnell
abgedichtet werden. Nur so lässt sich verhindern, dass ein
Angreifer durch eine schwach gesicherte Hintertür in sensible
Bereiche vorrückt.
...
Jede Anomalie wird sofort einem Analysezentrum gemeldet.
Dort bewerten Experten die Ursache der Störung und
informieren bei einem Angriff alle angeschlossenen
Netzwerke. Gleichzeitig arbeiten sie Schutzmaßnahmen
aus, und ein Sonderteam des FBI wird aktiv.
Das Vorhaben ist anspruchsvoll: Denn neben der Vernetzung
von Firmen und Behörden müssen Spezialisten eine Kontroll-
Software entwickeln, die sich in Firmen unterschiedlicher
Größe aus jeder Branche installieren lässt, und Fidnet
braucht eine absolut sichere Firewall.
Der Schutz wird auch deshalb teuer, weil alle Systeme
ständig erneuert und erweitert werden müssen. Jeder
Hackerangriff, jedes Virus zieht ein neues Abwehrprogramm
nach sich. Das schafft Arbeitsplätze für hoch bezahlte IT-
Ingenieure - doch zu dem 30-Milliarden-Dollar-Schutz,
versichern Experten, gibt es keine Alternative.
Auch in Deutschland ist die Gelassenheit verflogen, mit der
etwa die Bundesregierung bisher auf die
Bedrohungsszenarien der Experten reagierte. Erstmals soll
in diesem Jahr, nach US-Vorbild, ein groß angelegter Angriff
auf deutsche Rechnersysteme simuliert werden.
Ein erstes Szenario liegt bereits vor - mit Berlin als
Angriffsziel. Um die Bundesrepublik zu zwingen, "ihre
militärischen Kontingente aus dem Kosovo zurückzuziehen",
hackt sich dem Strategiepapier zufolge eine "mafiose,
international operierende Gruppe" in die Rechner eines
Berliner Stromversorgungsunternehmens ein und legt "für
mehrere Stunden das gesamte Stromnetz lahm".
...
Wie dramatisch die Folgen wären, beschreibt das virtuelle
Kriegsspiel so: "Die Ereignisse lösen über Folgewirkungen
den vorübergehenden Zusammenbruch des wirtschaftlichen
und öffentlichen Lebens aus." Verkehr und Telefonnetz
brechen zusammen, die Flugsicherung fällt aus.
Vor allem eine Erkenntnis sollen solche Planspiele vor Augen
führen: In der vernetzten Welt ist die Trennung von
staatlichen und privaten Interessen aufgehoben, zumindest
bei Fragen der nationalen Sicherheit. Der Feind fällt nicht
mehr nur mit Panzern und Bombern ein, für deren Abwehr
allein der Staat zuständig ist, sondern schleicht sich über die
Datenbahnen der Wirtschaft ins Land. Damit verändert sich
auch die Arbeitsteilung zwischen Militär und Industrie:
Während in der klassischen Industriegesellschaft die Firmen
die Sicherung ihrer Anlagen dem Militär übertrugen, müssen
die Unternehmen sich nun selbst schützen. Schließlich sind
es ihre Quellcodes und ihre Programme, die den
Cyberterroristen den Weg bahnen.
Lange Zeit wurde auch in den Vereinigten Staaten die Gefahr
unterschätzt, die das Internet mit sich bringt...
Zwar legte Ex-Präsident Bill Clinton schon 1998 eine erste
Direktive vor, die bis zum Jahr 2003 den Schutz der
nationalen Infrastruktur weitgehend sicherstellen sollte. Doch
umgesetzt wurde der Nationale Abwehrplan bislang nicht.
Der Kongress lehnte ab, die Experten konnten sich auf kein
Vorgehen einigen.
Wie anfällig das Internet gegen Störversuche und Sabotage
ist, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich.
Allein das Virus "I love you" fraß weltweit Millionen von
Dateien und richtete Schäden in Höhe von 20 Milliarden Mark
an. Das Bundeskriminalamt stieß bei seinen Ermittlungen
eher zufällig auf einen 18jährigen Berufsschüler, der mit
seinem "Fireburn-VBS-Virus" ebenfalls eine breite Spur der
Verwüstung hinterlassen hatte.
...
Selbst das US-Verteidigungsministerium, wo der Vorläufer
des Internet vor 32 Jahren entwickelt wurde, wird der Geister,
die es rief, kaum noch Herr. Die Zahl der Angriffe auf den mit
großem Aufwand geschützten Pentagon-Computer stieg
1998/ 99 innerhalb von zwölf Monaten von 5844 auf 22 144.
Vor drei Jahren brach ein 18-jähriger Israeli spektakulär in
den Rechner ein, andere Cybereinbrecher drangen in das
Netz der US-Navy ein.
..
Taiwan meldete Zehntausende von Einbruchsversuchen aus
China in seine Systeme. Im Kosovokrieg legten die Serben
den Nato-Computer mit Tausenden von E-Mails lahm. Auch
im Nahen Osten brachten E-Mail-Fluten die Server sowohl
der Israelis als auch der ...
Mehr von dieser Bumsti-Prosa
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,121954,00.html
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edited by
published on: 2001-03-12
comments to office@quintessenz.at
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